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Grundzüge
der Geologie von Namibien
Prägendes Element
der Geologie Namibiens sind in proterozoischer Zeit (vor mehr als
600 Jahrmillionen) abgelagerte, verfestigte und anschließend
teilweise gefaltete und metamorph überprägte Gesteine.
Besonders charakteristisch für den nördlichen und zentralen
Teil des Landes sind die metamorphen, von granitischen
Tiefengesteinskörpern durchsetzten Schichten des Damara-Systems.
Weite Teile Namibiens werden von Glimmerschiefern, Quarziten,
Dolomitsteinen und Kalksteinen (bzw. Marmoren), die in diesem
frühen Zeitabschnitt der Erdgeschichte am Grunde des Damara-Troges,
eines Geosynclinalmeeres, abgelagert und in einer anschließenden
Phase der Gebirgsbildung gefaltet und metamorph überprägt
wurden, aufgebaut. Die Gesamtmächtigkeit der im Damara-Trog
abgelagerten Schichten dürfte mindestens 10.000m betragen. Das
Otavi-Bergland im Nordosten Namibiens mit der Bergbaustadt Tsumeb
wird von Kalk- und Dolomitsteinen dieser Zeit aufgebaut. Das
Damara-System wurde nach dem im Nordwesten Namibiens beheimateten
Volk der Berg-Dama benannt.
Etwa gleichaltrig mit den Schichten des Damara-Systems sind die
ebenfalls marinen, jedoch im allgemeinen ungefalteten Schichten
des Nama-Systems, die im Süden des Landes
verbreitet sind. Die Schichten des Nama-Systems, die aus einer
etwa 1.650m mächtigen Folge von klastischen Sedimenten und
Karbonatgesteinen bestehen, werden als Ablagerungen des Schelfes
gedeutet. Die in diesen Schichten gefundene Nama-Fauna vermittelt
wertvolle Einblicke in die Entwicklungsgeschichte des Lebens in
präkambrischer Zeit. Diese Schichtfolge wurde nach dem Volk der
Nama benannt, das den Süden des Landes bewohnt.
Die Panafrikanische Orogenese konsolidierte mit
der Faltung des Damara-Troges im frühen Paläozoikum den
präkambrischen Untergrund Namibiens, der seitdem von Orogenesen
(Gebirgsbildungen) sowie größeren, länger andauernden
Meeresüberflutungen unbeeinflußt blieb. Zwischen den
Gesteinsschichten des Damara- und des Nama-Systems stehen
inselartig mehr oder weniger große Komplexe älterer
archäischer Tiefen- und Kristallingesteine (Gneis, Amphibolit)
an, die z.T. erheblich älter als eine Milliarde Jahre sind (z.B.
Abbabis Komplex, Epupa Komplex, Huab Komplex).
Ein sehr wechselvoller Abschnitt der Erdgeschichte war für den
südafrikanischen Subkontinent und damit auch für das Gebiet des
heutigen Namibiens die Zeit des Karroo-Systems.
Während dieser Zeit senkte sich auf dem südafrikanischen
Subkontinent ein Binnenbecken ein, das im Verlaufe des
Jungpaläozoikums und älteren Mesozoikums eine Sedimentfüllung
von mehreren tausend Metern Mächtigkeit aufnahm. Die Schichten
des Karroo-Systems liegen unmittelbar proterozoischen Schichten
auf. Das Karroo-System umfaßt nach europäischer Geochronologie
eine Schichtfolge vom oberen Oberkarbon (Stefan) bis zur oberen
Trias (Permokarbon und Permotrias).
Zeitweise herrschten klimatische Verhältnisse wie während der
quartären Vereisungen auf der Nordhalbkugel der Erde. Als
Grundmoränen gedeutete Ablagerungen, die zu Tilliten verfestigt
sind, bezeugen, daß die Landoberfläche zumindest teil- und
zeitweise von Inlandeis-Gletschern bedeckt war (Permokarbone
Vereisung). Tillite liegen an der Basis der
permokarbonischen Ablagerungen. Darüber folgen zunächst
geringmächtige marine Ablagerungen mit der Meeresmuschel Eurydesma,
die eine kurzzeitige Meeresüberflutung dokumentieren.
Schließlich setzen sich kontinentale Ablagerungen aus
fluviatilen Sandsteinen und Konglomeraten und limnischen
Tonsteinen durch. An Fossilien finden sich neben Wirbeltierresten
(Mesosaurus !) vor allem verkieselte Hölzer. Bei den
fossilen Hölzern handelt es sich um frühe nacktsamige
Blütenpflanzen (Gymnospermen) von baumförmigem Wuchs. Das Holz
dieser Bäume zeigt die Ausbildung von Anwachsringen
("Jahresringen") und zeigt damit, daß diese Pflanzen
durch aufeinanderabfolgende Ruhe- und Wachstumsstadien den
periodisch wechselnden Jahreszeiten dieser Zeit angepaßt waren.
Im Süden Namibiens hat der
Fischfluß die Schichten des Nama-Systems, die diskordant
auf metamorphen Gesteinen des Kheis-Systems liegen,
angeschnitten und dabei einen bis zu 550m tiefen Cañon
geschaffen. |
Versteinerter Wald von Weltwitschia
(Dwyka-Serien des Karroo-Systems)
Eine fluviatil entstandene Sandsteinschicht birgt bis zu
40m lange Stämme verkieselter Hölzer, die der
Sammelgattung "Dadoxylon" zugeordnet
werden. |
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Erwähnung verdient
der plateaubildende Etjo-Sandstein der
Oberkarroo, der ebenfalls fossilführend ist (Nachweis von
Massospondylus am Großen Waterberg). Gegen und nach dem
Ende der Karroo-Zeit kam es besonders im nördlichen Teil
Namibiens zu mächtigen Flächenergüssen basaltischer Laven
(Karroo-Dolerite) und auch zu Intrusionen granitischer und
granodioritischer Magmen (Vulkano-Plutone wie Brandberg- und
Erongo-Massiv). Das Aufsteigen basaltischer Magmen aus dem
Bereich des oberen Ermantels und die lokalen Aufschmelzungen
tieferer Bereiche der Erdkruste, die zur Intrusion saurer Magmen
führten, standen in direktem Zusammenhang mit dem
Auseinanderbrechen von Südamerika und Afrika und der Entstehung
des Süd-Atlantik.
Die Post-Karroo-Zeit war weitgehend durch
Hebungs- und Abtragungsprozesse gekennzeichnet.
Mit dem Beginn des Känozoikums begann sich das Zentrum des
südafrikanischen Subkontinentes erneut einzusenken. Es entstand
das Kalahari-Becken, in das der Abtragungsschutt
der umliegenden Hochländer eingeschwemmt oder eingeweht und
abgelagert wurde.
Jüngster geologischer Entstehung sind die Verkarstungen in den
Karbonatlandschaften Namibiens (z.b. Ojtikotosee im
Otavi-Bergland)
Weiterführende Literatur:
SCHNEIDER, Gabi (2004): The
Roadside Geology of Namibia. - Sammlung Geologischer Führer 97: 294S.,
112 Abb., 1 Taf.; Gebrüder Bornträger, Berlin
Stuttgart.
Olaf Otto
Dillmann
(Der Verfasser
ist Mitglied der "Namibia
Wissenschaftliche Gesellschaft")
letzte
Aktualisierung:
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